Die Operation fand in Mosbach statt und da dies eine Fahrzeit von ca. 2,5 Stunden bedeutete, entschied ich mich dazu, mein Anästhesiegespräch bereits den Freitag vor der geplanten Operation zu absolvieren. Der Anästhesist war sehr nett und klärte mich über alles ausführlich auf. In der Knie-Gruppe entschieden sich einige für eine Spinale Anästhesie. Ich wollte dies auch versuchen, war mir aber nicht sicher, wie ich mich am OP-Tag fühlen würde. Immerhin war dies meine erste Operation.
Ich konnte mir beide Optionen offen lassen und fuhr mit einem sehr guten Gefühl und sommerlichem Wetter nach Hause. Mit meiner gepackten Tasche ging es dann am Vortag der Operation zu meinen Eltern ins Siegerland, da ich hier meine "Krückenzeit" verbringen würde. Ich war sehr, sehr nervös und am frühen Morgen fuhren mich meine Eltern um 4 Uhr nach Mosbach.
Um 7 Uhr sollte ich dort auf der Station sein und kam pünktlich an. Mir wurde ein Zimmer zugewiesen und ich zog meine flotte Krankenhaus-Klamotte an. Meine Eltern wollten warten, bis ich wieder wach war und mich am übernächsten Tag abholen. Die OP war recht früh angesetzt, leider verzögerte es sich etwas.
Da ich zu aufgeregt war, entschied ich mich für eine Vollnarkos und wies den Arzt noch darauf hin, dass ich zur Übelkeit neigen würde. Im OP-Vorbereitungsbereich bereitete man mich vor, legte mir den Zugang in die Hand und alsbald kam bereits der Anästhesist um die Ecke. Er meinte, dass ich ja sehr aufgeregt wäre und er mir schon mal etwas geben würde. Mehr weiß ich dann auch schon nicht mehr und als ich aufwachte, hatte ich pochende Schmerzen, aber keine Übelkeit.
Im Aufwachraum gab man mir solange Schmerzmittel, bis es mir halbwegs "gut" ging und schob mich auf mein Zimmer. An meinem linken Bein hatte ich einen wunderbaren Verband und eine große Schiene, dazu lugte der Drainage-Schlauch aus dem Verband. Meine Eltern konnten mich guten Gewissens alleine lassen und ich schließ meine Narkose aus. Ich lag in einem Viererzimmer mit drei weiteren Knie-Patienten und einer Schlüsselbeinfraktur.
In der Nacht musste ich leider mehrfach die Schwester rufen, da mich die Schmerzen nicht schlafen ließen. Meine Infusion lief nicht gut durch und so fummelten wir an meinem Schlauch, bis es endlich lief und ich meinen wohlverdienten Schlaf halten konnte.
Am nächsten Tag telefonierte ich mit Prof. Siebold, der mir bestätigte, dass die Operation gut verlaufen sei. Der Riss war nicht mehr ganz frisch, konnte aber gut genäht werden. Meine Eltern konnten mich bereits an diesem Tag abholen und fuhren mittags noch einmal die Strecke nach Mosbach.
Mein Nachbehandlungsplan sah folgendermaßen aus:
1. Woche Teilbelastung 10 Kg
2. Woche Teilbelastung 20 Kg
3. Woche Teilbelastung 30 Kg
4. Woche Übergang zur Vollbelastung
Der Bewegungsumfang war frei gegeben.
Ich bekam eine CPM-Maschine für vier Wochen und 4x 30 Min. täglich verordnet, die mein Bein passiv bewegen sollte. Physio sollte sofort nach der OP erfolgen, die Termine hatten wir bereits vorab geregelt. Die Drainage wurde mir gegen Mittag gezogen und die Schmerzen hielten sich dabei in Grenzen. Da sie ohne Druck war, war es eher unangenehm als schmerzhaft. Bereits am Vorabend war ich mit meinen Krücken auf Toilette, was wirklich umständlich war.
Die Autofahrt nach Hause verschlief ich Gott sei Dank, da man mir noch einmal einen kleinen Schmerz-Shot gegeben hatte. Nachdem ich mich irgendwie aus dem Auto gequält hatte, humpelte ich schnell in mein Krankenzimmer und legte mich erst einmal hin. Täglich musste ich mir Heparin spritzen und für mindestens eine Woche 2x 400er Ibus nehmen, dazu einen Magenschutz. Nachts benötigte ich anfangs mehr Ibuprofen, tagsüber hielten sich die Schmerzen in Grenzen. (Ibuprofen vertrage ich trotz meiner Colitis sehr gut! Alternativ erhalte ich Novalgin, was mir aber sehr auf den Kreislauf schlägt).
Die erste Woche war sehr schmerzhaft, in der Physio konnten wir leider nicht wirklich viel machen. Nach 12 Tagen wurden die Fäden gezogen und ich traute mich das erste Mal wieder zu duschen. Mit Krücken eine echte Herausforderung!
Die Schwellung machte mir recht lange zu schaffen und ich versuchte sie mit Lymphomyosot, Retterspitzwickeln, Kühlen und Quarkumschlägen zu bekämpfen. Dazu wurde das Bein immer höher als die Hüfte gelagert und die Tage vertrieb ich mir mit TV, Stricken und Lesen. Eine Nahtstelle tat besonders weh, so dass es mir schwer fiel, nach den vier Wochen die Krücken wegzulegen.
Nach vier Wochen brauchte ich noch zusätzlich drei bis vier Tage, bis ich endlich die Krücken beiseite lassen konnte. Nach weiteren zwei Wochen konnte ich wieder sehr gut Autofahren und hatte vor meiner Rückkehr nach Bonn noch meinen Kontrolltermin in Heidelberg. Da ich noch immer eine Schwellung hatte, wurde ein Ultraschall gemacht, auf dem aber alles in Ordnung war. Alles war gut verheilt und nun durfte ich auch die 24stunden-Orthese endlich weglassen. Nach sechs Wochen fehlte sie mir anfangs etwas und bei meinen ersten Spaziergängen im Wald habe ich sie auch noch getragen. Irgendwann kam dann von ganz alleine das Gefühl der Sicherheit und ich konnte das Ding zurück nach Mosbach schicken.
Die Beugung klappte nach vier Wochen bereits gut, so dass ich bei Abgabe der CPM meine 120 Grad erreicht hatte. Die Streckung und vor allem die Überstreckung (und damit ein humpelfreies Gangbild) bereitete mir etwas Probleme. Bei Spaziergängen mit meinem Hund Wilma übte ich aber fleißig und auch die Physio half mir dabei diese zurück zu erlangen.
Und wie ist es heute?
Nun bin ich 10 Monate Post-OP. Mein Knie ist noch immer nicht zu 100% normal. Schmerzen habe ich gar keine, außer an der einen Nahtstelle, die ab und an immer noch mal zwicken muss. Da mein Knie die letzten acht Wochen das ganze Körpergewicht tragen musste, darf es nun auch etwas beleidigt sein, was es ab und an auch ist. Ich bin gespannt, wie es sich normalisiert hat, wenn ich nun wieder mit beiden Beinen meinen Alltag bestreiten kann.
Ich werde noch einen Artikel mit Tipps veröffentlichen, was man dem Knie - aus meiner Sicht! - noch alles Gutes tun kann.
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